Garchinger KulturRadTouren 1: Zum Goldachhof

 

Wussten Sie, dass Feinkost Dallmayr in der Münchner Innenstadt sozusagen der Hofladen des Goldachhofs war? Therese Randlkofer, Besitzerin des kgl. Hoflieferanten Dallmayr, ersteigerte im Jahre 1906 den Hof im Erdinger Moos östlich von Ismaning, nachdem Andreas Mayerbacher sich durch den Bau der großzügigen Anlage nach dem Brand des Vorgängerbaus hoch verschuldet hatte. Sie hielt dort Vieh und Geflügel und baute viele Produkte an, die sie in ihrem Münchner Geschäft verkaufte. Es war ein Projekt, wie es für die Zeit um 1900 typisch war: die Lokalbahn vom Ostbahnhof nach Ismaning war im Jahre 1904 beschlossen worden und wurde 1909 fertig und so konnte man in der Großstadt ein Geschäft betreiben und doch auf dem Lande leben. Auf dem abgelegenen Hof gab es sogar elektrisches Licht dank eines Stromgenerators, der von einer Turbine im Mühlbach der Goldach angetrieben wurde. Nach 1945 mussten die Randlkofers den Gutshof aufgeben, um das kriegszerstörte Haus in München wieder aufzubauen. Nach mehreren Besitzerwechseln und einem Brand um 2000 standen die Gebäude leer und verfielen. Schließlich im Jahre 2010 kaufte die Gemeinde Ismaning das Anwesen, setzte Teile instand und stellt sie heute als Jugendeinrichtung zur Verfügung. Die Anlage steht unter Denkmalschutz, auch Turbine und Stromgenerator wurden denkmalgerecht restauriert und wieder in Betrieb gesetzt; sie werden am Tag des offenen Denkmals Anfang September gerne gezeigt. Eine Hörstation des Ismaninger Hörpfads erzählt die Geschichte (schlossmuseum-ismaning/hörpfad). Der Goldachhof ist übrigens eine der Hofstellen, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, als die Moosgründe nordöstlich von Ismaning aufgeteilt wurden. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich betrieb die Trockenlegung des Erdinger Mooses; Hallbergmoos ist nach ihm benannt. Beim Gut Zengermoos des Ritters von Poschinger, dem zeitweise das Ismaninger Schloss gehörte, wurde Torf als Brennmaterial, z.B. für Brauereien, abgebaut und seit 1896 mit Hilfe einer 13 km langen Schmalspurbahn, die teilweise auf der Trasse der heutigen Bahn zum Flughafen verlief, nach Ismaning gebracht: der Straßenname „An der Torfbahn“ erinnert daran, der denkmalgeschützte „Torfbahnhof“ war ein zugehöriges Arbeiterwohnhaus. Noch ein Detail: Die Basislinie Unterföhring – Aufkirchen der großen Landvermessung Bayerns von 1801, von den französischen Geometern „Base de la Goldach“ genannt, verlief durch den späteren Goldachhof.

Die Radtour: Von Garching nach Ismaning entlang der B471, am schönsten beginnend an der Lindenallee (Mühlgasse). Nach der Isarbrücke unter der B471 hindurch, an der Isar aufwärts, links das Forstamt, die erste Straße im Ort hoch, am Rathaus (ehem. Schloss) vorbei, vor dem Gasthof Zur Mühle links, immer geradeaus in die Straße An der Torfbahn, dann in die Mayerbacherstraße. Diese überquert auf einer Brücke mit Radweg die B471, dann über Felder mit Spargel und Krautanbau, bis eine schöne Allee zum Goldachhof führt (ca. 1 Stunde). Von hier könnten wir denselben Weg zurück fahren. Wer mag, fährt aber geradeaus weiter. Kurz nach Ende der Teerstraße steht links ein kleines Marterl, das an einen Flugzeugabsturz im Kriegsjahre 1918 erinnert; eine Hörstation erzählt die Geschichte. Vor einer schön gestalteten Betonbrücke über die Goldach biegen wir links ab und immer die Goldach entlang im Schatten großer Alleebäume; links sind üppige Wiesen. Bei der Kreuzung geradeaus weiter nach Norden in die Teerstraße zum Sendemast des Bayerischen Rundfunks. Von 1932 bis 1983 stand hier ein hölzerner Sendemast im Stil des Eifelturmes, 156 Meter hoch; das Holz südamerikanischer Pechkiefern war eigens per Schiff und Bahn hergebracht worden. Von hier verbreitete im April 1945 die „Freiheitsaktion Bayern“ ihren Aufruf, den Krieg zu beenden; vergeblich, die Männer wurden von der SS verhaftet und noch wenige Tage vor Kriegsende erschossen im Keller der Gauleiterresidenz an der Ludwigstraße in München, dem heutigen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Im Hof erinnert eine Gedenktafel an die Aktion, ebenso wie der Name des Platzes „Münchner Freiheit“. Vom Sender aus können wir der Goldach weiter nach Norden folgen und kommen über die Brennermühle zum Gut Zengermoos; das dortige Gasthaus wurde leider geschlossen. Machen wir uns also auf den Rückweg. Zurück zum Sender, die Senderstraße geradeaus nach Westen, die Moosstraße nach Süden, die Bruckmairstraße nach Westen und Südwesten wieder zur Mayerbacherstraße, die wir her kamen. Dort gibt es einen heutigen Hofladen. Bevor wir Ismaning wieder verlassen, bietet sich eine Einkehr in der „Mühle“ mit großem Biergarten an (Rückweg 2 Stunden).